Eigentlich hasse ich Gewalt. Wer tut das nicht? Echte Gewalt ist etwas Furchtbares und bei mir geht die Angst davor so weit, dass ich mir nur selten die Nachrichten im Fernsehen anschaue, weil ich mit der Art der Berichterstattung oft nicht umgehen kann und die Bilder, die ich dort sehe, nicht mehr loswerde.
Andererseits lässt sich natürlich nicht leugnen, dass die Gewalt seit jeher Bestandteil des menschlichen Lebens war. Wir jagen, töten, führen Kriege, spielen Ego-Shooter und sehen uns am Sonntag den Tatort an. Gewalt umgibt uns, in der Realität und als Form der Unterhaltung.
Die Literatur analysiert das Leben und bildet es ab. Und weil das Leben eben kein Ponyhof ist, leider, findet man Gewalt auch in Romanen, Gedichten und Theaterstücken. Denn, wie heißt es so schön in der Dreigroschenoper: „…leider sind auf diesem Sterne eben die Mittel kärglich und die Menschen roh…“
In meinen Büchern spielte Gewalt bisher keine zentrale Rolle, auch wenn es sie gab, sei es als Form der Lust im Bett meiner Protagonisten oder auch als Teil der Handlung: Isotta wurde als Kind von ihrer Patentante misshandelt. Miriams kleiner Bruder wird von ihrem Exfreund als Drogenkurier missbraucht. Mickey setzt Dexter mit einem Tritt an den Kehlkopf außer Gefecht. Gewalt.
Wer mir auf Snipsl folgt und „Princess & Lion 2“ dort liest, konnte feststellen, dass es bei Mauro und Isotta trotz all des schönen Schnees und der märchenhaften Umgebung in letzter Zeit immer düsterer wurde. Ohne es geplant zu haben, entdeckte ich mit den beiden eine Tür. Klein und mit Eisenbeschlägen. „Vorsicht“ und „Betreten auf eigene Gefahr“ stand darauf. Isotta ist die mutigste von uns. Sie öffnete die Tür und huschte hinein. Selber schuld, Prinzessin.
Das war das eine.
Und dann traf ich Ella Segreti. Diese kleine Lady ist nicht nur eine italienische Landsmännin und mittlerweile liebe Freundin von mir, sondern auch eine begabte Autorin, die mir ihr Debüt zu lesen gab. Einen romantischen Thriller. Sehr gut. Und brutal. Hat mich gewissermaßen bestärkt, auf meinem düsteren Pfad. Eine inspirierende Begegnung.
Wir tauschten uns ein wenig aus und phantasierten über ein gemeinsames Projekt. Und siehe da, auf einmal stand die kleine Tür sperrangelweit offen und die Dunkelheit waberte wie schwarze Tinte in unsere Welten hinein.
Kennt ihr die Filme von Quentin Tarantino? Und kennt ihr „Sin City“ von Frank Miller?
Wenn ihr solchen Kram mögt, gut, denn das ist die Richtung, in die wir gehen: „Dark Christmas“ läuft seit heute als Adventskalender der etwas anderen Art auf Snipsl.
Ich möchte euch warnen, ganz ernsthaft. Denn ich weiß, dass das nicht jedermanns Geschmack sein wird. „Dark Christmas“ ist sehr brutal, sehr sexistisch und sehr dreckig. Aber es ist auch cool, stark und zart. Wir benutzen Gewalt als Stilmittel, so überzeichnet, dass es schon wieder witzig ist. Wir machen nichts unter Superlative: bei uns sind die Knarren groß, die Schönheiten betörend und die Abgründe so tief, dass es lange dauert, bis man den Aufprall hört.
Unsere Protagonisten sind Huren, Puffmütter, Schläger, Killer und Mafiabosse. Unsere Welt ist fiktiv und ihr Kern ist Oldtown, ein abgewracktes Rotlichtviertel. Wir lieben Kontraste: Blut und Schnee, gleißendes Licht und tiefste Dunkelheit. Sex und Tod. Hass und Liebe.
Denn ja, natürlich. Angelina Conti wäre nicht Angelina Conti, wenn es keine Liebe gäbe. Ohne Gefühle wäre all das sinnlos. Reines Splatter-Gemetzel ohne jeden Tiefgang. Aber auch die größte Finsternis kann durch eine kleine Geste der Zärtlichkeit erhellt werden. Und sei es nur für eine Sekunde.
Wenn ihr Angst habt, denkt daran, was die Hirten zu hören gekriegt haben, draußen auf dem Felde: „Fürchtet euch nicht.“
Denn Weihnachten ist die Zeit der Engel. Und dieses Jahr heißt unser Engel Lilou. Und ihr findet diese Lichtgestalt in dem übelsten aller Bordelle in der Gertengasse.
Let’s meet on Snipsl.
Ich freue mich auf euch.
Eure Angelina